Hinter den Kulissen (05/2013)

windhorst_tobiasLiebe Tögingerinnen und Töginger,

vielen Dank für Ihren Besuch auf unserer Homepage!

Manchmal gibt es Stadtratssitzungen, die einem näher gehen als andere – so etwa geschehen in der April-Sitzung des Stadtrats letzte Woche: unter dem Punkt „Wünsche“ meldete sich SPD-Kollege Werner Lehner zu Wort und verlas eine dreiseitige Erklärung, mit der als Stadtrat seinen Rücktritt einreicht. Wir alle waren völlig überrascht von diesem Paukenschlag. Üblicherweise werden bei solch zentralen Angelegenheiten die Fraktionssprecher im Vorfeld der Sitzung informiert, daher war ich zunächst irritiert, weil ich von nichts wusste. Wie sich dann herausstellte, war ich damit aber nicht allein: denn nicht einmal sein eigener Fraktionssprecher Günter Zellner wusste Bescheid! Bei vielen Stadträten flossen Tränen, als Werner Lehner seine Erklärung verlas.

Das Ganze wirft viele Fragen auf: warum erklärt ein SPD-Urgestein im Stadtrat knapp ein Jahr vor den Kommunalwahlen seinen Rücktritt? Wirklich aus den angegebenen „beruflichen Gründen“?

Ich will hier nicht spekulieren, aber: Der Rückzug von Werner Lehner sollte uns allen Mahnung sein, auch einmal gegenteilige Meinungen zu akzeptieren und uns mit diesen auseinanderzusetzen. Werner Lehner war sicherlich kein „Ja-Sager“, der nur zum Handaufheben im Stadtrat saß. Ich erinnere nur an den Kauf der Oberbayerischen Heimstätten: da wollte die Stadtratsmehrheit mit dem Bürgermeister an der Spitze aus Kostengründen zunächst nicht tätig werden. Es war das Verdienst auch und gerade von Werner Lehner zusammen mit Marcus Köhler, die beide an die städtebauliche Chance erinnert und deswegen darauf gedrungen haben, nochmals nachzuhaken – nur deswegen konnte der Kaufpreis erheblich reduziert werden, so dass ein Erwerb im Ergebnis doch möglich war.

Auch ich war mit ihm beileibe nicht immer einer Meinung, auch mich hat er bisweilen kritisiert – hart in der Sache, aber immer oberhalb der Gürtellinie. Für Werner Lehner zählte die Kraft der Argumente, und das haben auch die Menschen in Töging honoriert. So gelang ihm bei einer der letzten Kommunalwahlen der Sprung in den Stadtrat, obwohl er ganz hinten auf der Liste stand – Respekt, lieber Werner!

Die Diskussionskultur im Stadtrat verliert nunmehr einen ihrer wichtigsten Mit“streiter“ im wahrsten Sinn des Wortes – und das ist einfach nur schade!

Ihr

Dr. Tobias Windhorst, CSU-Fraktionssprecher im Stadtrat Töging